Die Bille entlang

Hamburgs zweitlängster Fluss mit dem Rad erkundet

Heute habe ich die Bille erkundet. Die Bille ist Hamburgs zweitlängster Fluss. Mit 65 Kilometern ist sie knapp zehn Kilometer länger als die Alster, nur weniger bekannt. Die Bille entspringt in der Nähe von Trittau in Schleswig-Holstein und fließt unweit vom Großmarkt in die Norderelbe. Dazwischen schlängelt sie sich mal als kleines Flüsschen durch Naturschutzgebiete, mal strömt sie kanalisiert durch von Industrie und Gewerbe geprägte Hamburger Stadtteile. Vorweg: Bis zur Quelle hab ich es nicht geschafft, unterwegs gab’s zu viel zu Entdecken. Bis Reinbek bin ich gekommen. Den Rest hole ich nach.

Los geht’s auf der Oberhafen-Connection. Hier, auf halber Strecke zwischen Deichtorhallen und Elbbrücken, mündet die Bille bei der Brandshofer Schleuse in die Elbe.

Ein zweites Mal überquere ich die Bille auf der Schwarzen Brücke und verlasse kurz dahinter den verkehrsreichen Heidenkampsweg Richtung Billerhuder Insel.

Kurz danach gelange ich über die Blaue Brücke auf die Billerhuder Insel. Die Insel ist ein Kleingartenparadies, viele Gärten haben direkten Zugang zum Wasser. (Stand Up) Paddler und Motorboote schippern hier am Sonntagnachmittag auf und ab. An Land wird gegrillt. Ich drehe eine Runde um die Insel und verlasse sie über die Braune Brücke. Neben der Braunen, Schwarzen und Blauen gibt es auch noch die Rote, Gelbe und Grüne Billebrücke. Ende des 19. Jahrhunderts, so heißt es, sollten die Farben den Arbeitern oder Flussschiffern helfen, sich zu orientieren. Noch heute werden die Brückengeländer in der jeweiligen Farbe gestrichen.

Östlich der Billerhuder Insel geht’s noch ein ganzes Stück an Kleingärten entlang, dann bin ich im Gewerbe- und Industriegebiet Billbrook angekommen. Hier stehen zwischen nichtssagenden Containerklötzen mehr historische Gebäude als ich erwartet hatte: zum Beispiel der Uhrturm der bald 100 Jahre alten Firma Commentz & Co.

Einige Autowerkstätten und einen Blick von der Roten Brücke später wird es ländlich. Auf dem Billwerder Billdeich tauchen die ersten reetgedeckten Häuser auf. Ich biege ab in die Boberger Niederung, vorbei am Boberger See und dem Flugplatz, durch Heide und kleine Birken- und Eichenwälder. Bald darauf vergrabe ich die Füße im warmen Sand der Boberger Dünen.

Wenn ich weiter alle naselang stehenbleibe, komme ich heute nicht mehr bis zur Quelle. Kurz vor Lohbrügge wechsle ich auf den Radweg direkt an der Bille. Hier ist sie ein so schmales Bächlein, dass gerade mal Papierschiffchen auf ihr Platz fänden. In Bergedorf ist sie dann ganz verschwunden. Auf jeden Fall finde ich sie erst im Billepark wieder, wo sie, angewachsen und voller Paddler und Stand Up Paddler, den Rad- und Wanderweg begleitet.

Schade, dass der Billeradweg nicht gekennzeichnet ist – oder aber ich die Zeichen nicht sehe. Irgendwo zwischen Bergedorf und Reinbek entferne ich mich wieder von ihr. Auf und ab geht’s durch ein Waldstück – bis ich kurz vor Wentorf wieder auf eine kleine Badestelle am Fluss stoße. Ein paar schmucke Jahrhundertwende-Villen später stehe ich vor dem Schloss Reinbek. Hier ist die Bille zum Mühlenteich aufgestaut.

Hätte ich unterwegs nicht so viel getrödelt – was sehr schön war! – wäre ich hier im Schlosscafé eingekehrt und weiter flussaufwärts geradelt. Jetzt wird mir aber die Zeit knapp. Direkt neben dem Schloss ist die S-Bahn-Station. Etwa eine halbe Stunde ist es von hier bis Dammtor. Das letzte Stück Bille – Sachsenwald, Billetal, Grander Mühle – wird nachgeholt!

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