
Mit dem Fahrrad
von den Deichtorhallen nach Tatenberg
Industrie-Flair, Schafe auf dem Deich und immer dicht bei der Elbe: Längst ist es kein Geheimtipp mehr, mit dem Fahrrad in die Vier- und Marschlande zu fahren. In Corona-Zeiten haben viele Hamburgerinnen und Hamburger das Rennrad für sich entdeckt und die nahezu autofreie Strecke durch den ‚wilden Osten Hamburgs‘. Bei schönem Wetter kann es hier voll werden. Die Tour ist aber immer noch meine Lieblingsstrecke in Hamburg – und der schönste Weg in unseren Tatenberger Schrebergarten.
Die 2014 nach jahrelangem Ringen um Prioritäten eingeweihte Oberhafen-Connection beginnt direkt bei den Deichtorhallen. Mit dem Rad oder zu Fuß geht’s auf der Hochwasserschutzanlage bis zu den Elbbrücken. Immer an der Kaimauer entlang, vorbei an Brücken und Schleusen, am Großmarkt und am Zusatzstoffmuseum. Auf der anderen Elbseite wächst die Hafencity Stück für Stück Richtung Osten. Hier fühlt sich Hamburg sehr urban an.
Man kann die knapp fünf Kilometer bis Rothenburgsort durchsausen oder im Erfrischungsraum der ehemaligen Großtankstelle Brandshof einen ersten Zwischenstopp einlegen. Detailverliebt im Stil der 1950er Jahre restauriert, ist die denkmalgeschützte Tankstelle heute Prüf- und vor allem Anlaufstelle für Oldtimerfreunde.
Nachdem die Elbbrücken unterquert sind (Achtung Nadelöhr!) wird es grün. Der Radweg führt durch den Entenwerder Park, der in zwei bis drei Jahren auch über eine Rad- und Fußgängerbrücke mit der östlichen Hafencity verbunden werden soll.
Am östlichen Ende der Entenwerder Halbinsel warten die nächsten Einkehrmöglichkeiten. Auf einem Panton in der Norderelbe schwimmt das Café Entenwerder 1. Rund um den goldenen Kubus sitzt es sich vor allem in der Abendsonne ganz wunderbar. Das Café ist hip, das Essen lecker, selbst die coronabedingte Take Away-Schlange ist lang. Wer es lieber rustikal mag, kehrt ein kleines Stück weiter im Entenwerder Fährhaus von 1872 ein.
Weiter geht’s über das Sperrwerk Billwerder Bucht auf die Insel Kaltehofe. Hier wurde knapp 100 Jahre lang in fußballfeldgroßen Becken Elbwasser durch Sand gefiltert und zu Trinkwasser für Hamburg aufbereitet. Erst die Cholera-Seuche gab Ende des 19. Jahrhunderts den nötigen Schwung für die Fertigstellung. Heute ist das ehemalige Wasserwerk Kaltehofe Industriedenkmal und Naturpark rund um’s Thema Wasser.
Vorbei an grasenden Schafen und einer Kolonie Kormorane, die sich in einem kleinen Waldstück zum Nisten niedergelassen hat, ist die Tatenberger Schleuse bald erreicht. Hier zerstreuen sich die Rennradler:innen in verschiedene Richtungen. Ich fahre weiter auf dem Marschbahndamm (es sei denn ich mache vorher einen Abstecher zum Hofladen Stender für den besten Butterkuchen der Stadt.) Der asphaltierte Radweg Marschbahndamm führt auf einer ehemaligen Bahnstrecke 33 Kilometer lang durch Wiesen und Felder. So weit will ich aber nicht. Mein Ziel ist der Schrebergarten in Tatenberg, von dem es hier mehr Bilder gibt.
Der Rückweg Richtung Innenstadt ist abends am schönsten, der untergehenden Sonne entgegen!