
Geschichte zum Aufsammeln
Die Fundstücke unserer zweistündigen Strandexpedition wiegen schwer und stecken voller Geschichte. Bruchstücke von verzierten Boden- und Wandfliesen haben wir entdeckt, auch Scherben von Geschirr, den Henkel einer Porzellantasse, den abgebrochenen Stiel eines Löffels.
All diese Dinge stammen aus Hamburg. Von Altona bis Rothenburgsort wurden sie zu Mahlzeiten benutzt, zierten Küchen und Treppenhäuser. Bis bei den Bombenangriffen im Sommer 1943 und bei dem auf sie folgenden Feuersturm weite Teile der Stadt zerstört wurden.
Über 40 Millionen Tonnen Schutt hinterließ der Krieg in Hamburg. Ein großer Teil davon liegt unter den Hügeln im Öjendorfer Park. Tausende Tonnen jedoch wurden über die Elbe Richtung Altes Land verschifft und vor Jork und Borstel abgeladen – als Uferbefestigung. Dort werden sie nach und nach freigespült.
Zwischen Backsteinschutt und Mauerresten stoßen wir auf historische Heizkörper und Rohre, vor allem aber auf lauter kleine Schätze aus Glas, Porzellan und Ton. Auch geschmolzene Glasstücke liegen am Strand, dabei braucht es eine Hitze von mehreren hundert Grad, bis Glas schmilzt. Ein beklemmender Gedanke. Unser ‚persönlichster‘ Fund ist der Löffelstiel: Wer ihn wohl zuletzt in der Hand hielt?
Zuhause recherchieren wir anhand der bruchstückhaften Gravuren, aus welchen Ziegeleien und Keramikmanufakturen unsere Scherben stammen. Manch eine Ziegelei besteht seit bald 100 Jahren gar nicht mehr, finden wir heraus. Eine spannende Zeitreise. Und ein super Ausflug mit Kindern.